1948: „Unabhängige Wählergemeinschaft“ UWG

Aus dem Kommunalarchiv der Gemeinde Laudenbach geht hervor, dass die Wurzeln der Freien Wähler Laudenbach bis in das Jahr 1948 zurück reichen. In der Wahlperiode 1948 bis 1952 war Franz Bläßle als Vertreter der UWG Zweiter Bürgermeister von Laudenbach. Auch in der Folgezeit war die UWG im Gemeinderat vertreten: 1952 – 1956 durch Franz Bläßle und 1956 – 1966 durch Hubert Eilbacher. Bis dato bildete man bei den Wahlen in der Regel gemeinsame Listen mit der CSU.

1960 – 1966 war Alois Kuhn (vorher SPD) Erster Bürgermeister von Laudenbach.

Von 1966 bis 1972 stellte die UWG drei Gemeinderäte: Alois Kuhn (ab 03.07.1970 Robert Wolf), Otto Kempf und Hubert Eilbacher.

1966: „Bürgerblock Laudenbach 1966“

Zur Gemeinderatswahl 1966 trat neben der UWG eine neu gegründete Bürgerinitiative an. Mit ausschließlich neuen Leuten wollte man die Stagnation im alten Gemeinderat durchbrechen und das „start-up-Unternehmen“ hatte auf Anhieb Erfolg: 4 von 10 Gemeinderäten!

Der Initiator und „Macher“ war damals Maurermeister Wilhelm Weiß, über dessen Büro im Mühlweg 17 die Vorbereitungen liefen. 

Im Büro Weiß ging auch täglich Polizeirat im Ruhestand Max Zygenda ein und aus. Er sorgte dafür, dass alle Vorgaben und Vorschriften des Wahlgesetzes eingehalten wurden.
 
Die Kandidatenliste sah wie folgt aus: Weiß Burkard, Distler Kurt, Back Otto, Wolf Eduard, Eilbacher Wilhelm, Breitenbach Werner, Breitenbach Otto, Link Josef.

Gewählt wurden Willi Eilbacher zum Ersten Bürgermeister und Burkard Weiß (Sprecher), Kurt Distler, Otto Back und Edi Wolf als Gemeinderäte.

In der 12-jährigen Amtszeit von Bürgermeister Willi Eilbacher hat sich das Ortsbild von Laudenbach grundlegend gewandelt. Die Neubaugebiete Sommerberg und Bocksberg wurden erschlossen, ein Gewerbegebiet ausgewiesen und die Ortsstraßen ausgebaut.
Der Bau der Umgehungsstraße – möglich gemacht durch ein vom Staat angeordnetes Flurbereinigungsverfahren – verbannte ab 1975 den unerträglich gewordenen Durchgangsverkehr der Bundesstraße 469 aus dem Dorf. Die Verbesserung der Wasserversorgung und der Abwasseranlagen, sowie die Einrichtung von Kinderspielplatz und Erholungsanlagen steigerten die Lebensqualität für die Einwohner.

Die beträchtlichen Investitionen waren natürlich nur möglich durch die erstmalige konsequente Anwendung des Bundesbaugesetzes und des entsprechenden gemeindlichen Satzungsrechtes, was vielen Bürgern – insbesondere durch die Erschließungsbeiträge – große finanzielle Opfer abverlangte.

1972: Beitritt von UWG und BHE zum Bürgerblock

„Einigkeit macht stark.“ Unter dieser Devise schlossen sich die „Unabhängigen Wähler“ und der BHE (Bund Heimatvertriebener und Entrechteter) im April 1972 dem Bürgerblock an – trotz vorheriger Kontroversen mit den „Neuen“ im Gemeinderat. Bei den Kommunalwahlen 1972 erreichte man mit 7 von 13 Sitzen die absolute Mehrheit. Ein Novum in der Laudenbacher Geschichte.

Neben 1. Bürgermeister Willi Eilbacher und 2. Bürgermeister Hubert Eilbacher waren noch Burkard Weiß (ab 01.12.1972 Edi Wolf), Kurt Distler, Otto Kempf, Otto Back und Anneliese Eilbacher im Gemeinderat vertreten.

Ein wichtiger Mann war Rudolf Lischka, der quasi als „Geschäftsführer“ und „Mädchen für alles“ wertvolle Arbeit für den Bürgerblock und die Gemeinde leistete.

In diese Zeit fiel neben der Planung und dem Bau des Sportgeländes u.a. die Gründung der Verwaltungsgemeinschaft Kleinheubach zum 01. Januar 1976. Der Schulverband Kleinheubach-Laudenbach-Rüdenau wurde bereits im Herbst 1969 aus der Taufe gehoben.

1978: Nur noch 3 Gemeinderäte

Nachdem Willi Eilbacher wegen Erreichens der Altersgrenze nicht mehr für das Bürgermeisteramt kandidierte und auch einige wichtige Kandidaten fehlten, reichte es bei der Kommunalwahl am 05. März 1978 nur noch zu drei Sitzen im Gemeinderat: Willi Eilbacher (2. Bürgermeister), Hubert Eilbacher und Kurt Distler.

Vielleicht dachten sich auch etliche Wähler: Wenn die uns weiterhin so viel an Straßenausbau-beiträgen abverlangen wollen, wählen wir sie nicht mehr. Gegrummelt hatte es auf jeden Fall.

Für wehmütige Reminiszenzen war allerdings keine Zeit, denn der Gemeinderat Laudenbach mit Bürgermeister Julius Reiß (CSU) an der Spitze musste sich mit vereinten Kräften gegen den geplanten 4-spurigen Ausbau der Bundesstraße B 469 stemmen.

1983: Gründung der „Jungen Bürger“

Um an der Kommunalpolitik interessierten jungen Leuten zum Sprung in den Gemeinderat zu verhelfen, gründeten sich im Jahr 1983 auf Initiative von Alfred Zenger (seinerzeit Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes) die „Jungen Bürger“.

Das gefiel dem Bürgerblock überhaupt nicht, dass da jemand im bürgerlichen Namen in seinem Revier wilderte – und er hielt mit seiner Meinung über die vermeintliche „Tarnliste der CSU“ auch nicht hinter dem Berg. Die „JB“ hielten dagegen und betonten ihre Eigenständigkeit.

1984: Kommunalwahl mit vier Listen

Die Jungen Bürger waren mit Begeisterung bei der Sache und erreichten durch Erich May einen Sitz im Gemeinderat. Für den Bürgerblock wurden Kurt Distler, Otto Back und Franz Hain gewählt. Die SPD erhielt ebenfalls 3 Sitze und stärkste Kraft wurde die CSU mit 5 Sitzen plus Bürgermeister Julius Reiß.

Hauptthemen der Wahlperiode 1984 – 1990 waren das Kläranlagenproblem und die Sicherung der Wasserversorgung Laudenbachs. Nachdem nur der Anschluss an Kleinheubach staatlicherseits bezuschusst wurde und der eigenständige Ausbau die Laudenbacher Bürger rund eine Million DM mehr gekostet hätte, votierte auch der Bürgerblock widerstrebend für die Wasserleitung nach Kleinheubach. Im Streit um den Dauerbrenner „4-spurige B 469“ trat Alfred Zenger 1986 aus der CSU aus und schloss sich im Dezember den Jungen Bürgern an.

1989: Fusionsformel: Bürgerblock + Junge Bürger = Freie Wähler

Da sage einer, die Geschichte wiederhole sich nicht! Wie bereits 1972 wurden aus ehemaligen Gegnern nun Partner. Am 12. April 1989 schlossen sich die beiden Wählergemeinschaften zusammen und gaben sich auch einen neuen Namen: „Freie Wähler Laudenbach“.


Die Gründungsversammlung im Gasthaus Zum Anker wählte Alfred Zenger zum Vorsitzenden und Hans Schlowak und Erich May zu seinen Stellvertretern. Kassier wurde Otto Kempf und Schriftführer Herbert Spiller. Der Öffentlichkeitsarbeit widmeten sich Franz Hain, Horst Hayn und Edgar Klein.

Am 22. Mai 1989 gaben sich die Freien Wähler eine Satzung und waren fortan berechtigt, steuerlich begünstigte Beiträge und Spenden zu empfangen.

1990: Alfred Zenger wird 1. Bürgermeister

Bei der Kommunalwahl 1990 wurde Alfred Zenger (FW) mit 58% der Stimmen zum Ersten Bürgermeister gewählt. Gegenkandidat war Peter Paurat (SPD). Als FW-Gemeinderäte wurden Kurt Distler, Franz Hain (Sprecher) und Herbert Spiller gewählt.

Die Sturmschäden durch „Wiebke“ (1990), die Sicherung der eigenen Wasserversorgung nach dem Ausfall von Kleinheubach (1991), die Dorferneuerung, die Sanierung des Schulhauses (1995) inklusive der Erweiterung der Verbandsschule in Kleinheubach sowie die Erschließung des Baugebietes Sommerberg II (1995) waren die Kernpunkte der Wahlperiode 1990 – 1996.

1996: Vier Gemeinderäte für die Freien Wähler

Die gute Arbeit der Freien Wähler honorierten die Laudenbacher bei der Kommunalwahl am 10. März 1996 mit 32,9 % der Stimmen und 4 von 12 Sitzen im Gemeinderat für Kurt Distler, Dr. Hartmut Döring, Franz Hain und Gertraud Hayn. Mit 91% der Stimmen wurde Alfred Zenger als Bürgermeister bestätigt.

Auch bei der Wiederholung der Gemeinderatswahl Anfang März 1997 wurden die FW-Gemeinderäte bestätigt.

Trotz der Aufregung um die Verstöße gegen das Briefwahlgesetz bei der Wahl 1996 und um die Wahlwiederholung musste sich der Rat auf eine Reihe wichtiger Projekte konzentrieren: Umfangreiche Beratungen über die Sanierung des Kindergartens (1996/97), Neubau und Sanierung von Wasserleitungen und Kanal im Mühlweg (1999/2000) sowie die endlich erfolgreichen Bemühungen um den Bau der Lärmschutzwand (2000) entlang der Bundesstraße 469.

Zum 01.01.2000 rückte Dorette Schlowak für Dr. Döring in den Gemeinderat nach und sorgte so für ein Novum im Landkreis und weit darüber hinaus. Ganz von selbst und ohne Quoten-gerangel bestand die FW-Fraktion nun zur Hälfte aus Frauen.

2002: Fünf Gemeinderäte für die Freien Wähler

Der Aufwärtstrend setzte sich auch bei der Kommunalwahl am 03. März 2002 fort. Die Freien Wähler erhielten 39,5% der Stimmen und damit 5 Sitze für Gertraud Hayn, Franz Hain, Dorette Schlowak, Erich May und Stefan Distler.

Bürgermeister Alfred Zenger wurde mit 60 % der Stimmen bei zwei Gegenkandidaten wiedergewählt.

Er ging gleich wie gewohnt ans Werk und trieb mittels „städtebaulicher Verträge“ die Erschließung des Gewerbegebietes „Süd I“ und des Baugebietes „Vorderer Bocksberg“ voran. Im Jahr 2007 konnte auch eine hochmoderne Aufbereitungsanlage mit Ultrafiltration für die Trinkwasserversorgung Laudenbachs eingeweiht werden. Wegen deren Finanzierung gab es 2004 einen Bürgerentscheid, bei dem die Freien Wähler mit ihrem Vorschlag, so genannte „Ergänzungsbeiträge“ von den Grundstückseigentümern zu erheben, nur 45,2 % an Zustimmung erhielten. Jedoch mit fast dem gleichen Ergebnis erreichten sie bei der Wahl 2008 die absolute Mehrheit.

2008: Bernd Klein zum 1. Bürgermeister gewählt

Bei der Bürgermeister-Wahl am 2. März 2008 folgte Bernd Klein – seit Mai 2005 bei den FW – auf Alfred Zenger nach, der nach 18 erfolgreichen Jahren in den Ruhestand ging.

Die Überraschung war aber das Wahlergebnis für den Gemeinderat, denn die Freien Wähler erreichten 45,03% und damit nach dem d’Hondt-Verfahren den 6. von 12 Sitzen. Gewählt wurden: Franz Hain (Sprecher und 2. Bürgermeister), Stefan Distler, Gerald Pötzl, Dorette Schlowak, Dieter Stahl und Gertraud Hayn. Im November 2012 rückte Andreas Löffler für Dorette Schlowak nach.

Verbesserung und Pflege der Infrastruktur in Laudenbach“ war ab 2008 Programm der Freien Wähler, das fast vollständig realisiert ist. Dazu gehörten u.a. die schnelle Internet-Verbindung (DSL), Erneuerung von Obernburger und Miltenberger Straße, untere Dorfstraße inklusive neuer Kanal, 4 Dorferneuerungsmaßnahmen, neue Bauhoflagerhalle, neue Aussegnungshalle am Friedhof sowie die Einrichtung des ehrenamtlichen Hilfsdienstes „Wir für uns“, der von Altbürgermeister Zenger in seiner Funktion als Seniorenbeauftragter geleitet wird.

Nach fast 10-jährigem Bemühen, für Laudenbach eine sichere kreuzungsfreie Anbindung an die B 469 zu bekommen, glaubten sich Bürgermeister Klein und sein Vize und Fraktionssprecher Franz Hain im Frühjahr 2013 am Ziel. Das Staatliche Bauamt legte eine Planskizze vor, den Anschluss kostengünstig und deshalb relativ schnell neben dem Feuerwehrhaus zu bauen.

Daraus entwickelte sich im Ort ein Streit um das Für und Wider, in deren Verlauf Argumente vorgebracht wurden, dass einem die Haare zu Berge standen. Das mündete schließlich im Mai 2014 in einen Bürgerentscheid, in dem sich die Mehrheit der Bürger gegen den Standort Feuerwehrhaus und für einen Anschluss „Süd“ entschied. Damit war der Zug für eine schnelle Lösung abgefahren. Weitere 10 Jahre werden ins Land gehen.

2014: Bürgermeister Bernd Klein wiedergewählt

Trotz des heftigen Wahlkampfthemas „B 469“ wählten knapp 70% der Laudenbacher Bernd Klein wieder zu ihrem Bürgermeister. Die FW-Liste bekam 45,4% und somit noch etwas mehr als im Superjahr 2008. Dafür gab es diesmal aber „nur“ 5 Sitze von 12, weil bei der Berechnung der Sitzverteilung erstmals das Porporzverfahren nach „Hare-Niemeyer“ angewendet wurde, das jedenfalls verständlicher ist, als das komplizierte „d’Hondt“. In den Gemeinderat wurden gewählt: Dieter Stahl, Andreas Löffler, Stefan Distler, Gerald Pötzl und Barbara Funke.

Von den gesteckten Zielen sind einige bereits auf den Weg gebracht: Ortskernsanierung und -entwicklung im Rahmen des „Integrierten ländlichen Entwicklungskonzeptes ILEK“, die Planung für die Sanierung weiterer Ortsstraßen und den weiteren Breitbandausbau steht, für die Umgestaltung des Friedhofs ebenfalls. Der Anbau am Feuerwehrhaus ist fertig.

Kindertagesstätte und Schule, Förderung des Gewerbes und des Gemeinschaftslebens und Seniorenbetreuung sind Dauerthemen – und dabei ist mittlerweile ein Manko zu bedauern: Wir haben keine normale Kneipe mehr, wo man sich zum Bier treffen kann, zum Beispiel auch nach der Gemeinderatssitzung!

Ein bundesweites Topthema geht auch am kleinen Laudenbach nicht vorbei – die Flüchtlinge, deren Unterbringung und Betreuung – und deren Integration in unsere Gemeinschaft. Hier wird in Laudenbach Vorbildhaftes geleistet, vor allem von Alfred und Erika Zenger, von Gemeinderätin Barbara Funke und Christa Ruf und weiteren engagierten Personen des Betreuerkreises.

Gemäß unseres Grundsatzes, Kommunalpolitik mit Sachverstand, Tatkraft und Verantwortungsbewusstsein zu betreiben, setzen wir Freien Wähler uns für unser Heimatdorf ein. Unsere Ideen entwickeln wir in der Arbeit im Gemeinderat, in unseren Versammlungen und beim alljährlichen „Kommunalpolitischen Aschermittwoch“.

Dabei lassen wir uns auch von einem Spruch Manfred Rommels leiten, langjähriger Oberbürgermeister von Stuttgart:

„Es ist nicht sehr populär, die Dinge zu sehen wie sie sind, aber es ist auf jeden Fall sehr nützlich!“

Franz Hain

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