Laudenbach. Trotz Fußballländerspiel kamen am Freitag sechzehn FREIE WÄHLER zur Jahreshauptversammlung in das Kickers-Sportheim am Bocksberg.
 
Bürgermeister Bernd Klein berichtete per Power-Point-Präsentation über aktuelle Kommunalpolitik aus dem Rathaus. Im Rahmen des „Integrierten ländlichen Entwicklungskonzeptes (ILEK) der Odenwaldallianz wurden statistische Daten erhoben. Demnach sind von den 1400 Einwohnern 18 Prozent unter 18 Jahre alt und 20 Prozent über 64 Jahre. Kinderkrippe, Kindergarten und Kinderhort sind ausgelastet, die Grundschule am Ort besuchen 61 Schüler.

Die Infrastruktur weist Lücken auf, denn es gibt neben einer Bäckerei und zwei Metzgereien keinen Supermarkt oder Dorfladen und keine medizinische Grundversorgung. Demnächst soll auch die Bankfiliale geschlossen werden. Die Mitglieder forderten, dass wenigstens der Geldautomat und Kontoauszugsdrucker erhalten bleiben müsse. Könnte die Gemeinde sich an den Kosten dafür beteiligen und einen Raum zur Verfügung stellen? Laudenbach liegt an der stark befahrenen B 469 und hat (noch) eine Bus- und Bahnhaltestelle. Das Flächenmanagement weist in den Baugebieten viele unbebaute Grundstücke auf, von denen ein Großteil unverkäuflich ist, ebenso drei Grundstücke im Gewerbegebiet.

Das Für und Wider einer Altortsatzung wurde kontrovers diskutiert. Alfred Zenger warnte vor zu stringenten Regeln und Dieter Stahl wollte überhaupt keine Vorschriften machen. Wenn man Regeln aufstelle, müsse man auch finanzielle Anreize bieten, meinte Stefan Distler. Franz Hain sagte, allzu bunte Hausfassaden müssten im Altort verhindert werden. Der Vortrag „Farben im Dorf“ Ende September im Feuerwehrhaus habe dazu gute Beispiele aufgezeigt. Leider seien „diejenigen, die es angeht“ nicht da gewesen. Elfriede Knauer warf ein, es müsste erst einmal der Geltungsbereich festgelegt werden. Wo zieht man die Grenze? Alfred Zenger schlug vor, den vor 1950 bebauten Bereich anzunehmen. Bürgermeister Klein sagte, Neubauten im Altort könnten sicher nicht unter die Richtlinien fallen.

Über die Trinkwasserversorgung berichtete Dieter Stahl. Der Quellschacht sei saniert worden, weil das Gesundheitsamt „Verkeimung im Rohwasser“ moniert hatte. Franz Hain meinte dazu: Wozu haben wir denn eine Ultrafiltrationsanlage gebaut, die alle Keime herausfiltert, wenn nun das Rohwasser ebenfalls schon keimfrei sein muss? Alfred Zenger verwies darauf, dass es für Laudenbach ein hydrogeologisches Gutachten gebe, das Erdwärmebohrungen im Baugebiet Bocksberg ausschließe (siehe dazu Anmerkung am Schluss des Berichts). Michael Breitenbach erinnerte daran, dass dadurch die Quellschüttung des Jakobsbrunnens beeinträchtigt worden sei.

Für die Grunderneuerung der Straßen „Alter Graben“ und „Am Trieb“ nannte Bürgermeister Klein geschätzte 560.000 Euro an Gesamtkosten für Straßenbau, Beleuchtung, Wasserleitungs- und Kanalsanierung. Im Zuge dieser Maßnahme soll auch die 20 kV-Freileitung im Ortsbereich verkabelt werden. Kosten ca. 30.000 Euro. An der Straßenplanung bemängelte Alfred Zenger, dass die vorgesehenen Gehsteige nicht senioren- bzw. behindertengerecht seien.

Bei der Planung der Friedhofsanierung fand die „Variante f“ (siehe Bild) allgemeine Zustimmung. In der Süd-Ost-Ecke soll ein Urnengräberfeld angelegt werden, sowie neben dem Südeingang des Friedhofes eine Reihe Gräber für Muslime.

Den Kassenbericht verlas Vorsitzender Bernd Klein in Vertretung von Kassiererin Barbara Funke. Klaus Knauer hatte zusammen mit Herbert Spiller die Kasse geprüft und die Mitglieder erteilten einstimmig die Entlastung. Franz Hain erläuterte die Gründe für eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge, die einstimmig beschlossen wurde. Ab 2016 zahlen Einzelpersonen 18 Euro pro Jahr, der Familienbeitrag beträgt 24 Euro.

Veranstaltungstermine 2016: Am 17. Januar 50-Jahr-Feier mit Ehrungen; Kommunalpolitischer Aschermittwoch am 10. Februar; am 20.08. Ortsrundgang und Grillabend; 18.11. Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen.

Franz Hain
63925 Laudenbach


Anmerkung:
Das „Hydrogeologische Gutachten zur Überprüfung der bestehenden Schutzzonen der Mühlbachquelle in Laudenbach/Landkreis Miltenberg“ datiert vom 25.10.1994. Darin wird ausgeführt, dass die Quellen im Laudenbachtal überwiegend am Fuß der südlichen Talflanke entspringen. Unter den wichtigsten Quellaustritten ist auch der Jakobsbrunnen aufgeführt.
 
Auf Veranlassung des Landratsamtes Miltenberg (2001) wurden im Jahre 2002 durch das Büro GENESIS zusätzliche Markierungsversuche durchgeführt, um die Grundwasserströmungen im Einzugsbereich der Mühlbachquelle der gemeindlichen Trinkwasserversorgung festzustellen. Dabei kam der auf einem Grundstück westlich des „Langen Tannenfeldes“ eingegebene Markierungsstoff Pyranin zu aller Überraschung nicht draußen im Tal, sondern im Dorf im Jakobsbrunnen heraus! Er floss also auf seinem Weg unter dem Bocksberg hindurch.
Diese Untersuchungen von GENESIS sind ebenfalls am Wasserwirtschaftsamt und am Landratsamt aktenkundig.
Eine Erdwärmebohrung am 15.07.2008 im Baugebiet „Vorderer Bocksberg“, bei der die wasserführende Schicht des Jakobsbrunnens in 65 m Tiefe durchbohrt wurde, lieferte zudem den schlagenden Beweis, dass Bohrungen in diesem Gebiet die Jakobsquelle beeinträchtigen. Damals kam – für jedermann sichtbar – aus dem Jakobsbrunnen und allen angeschlossenen Dorfbrunnen tagelang rotgefärbtes Wasser heraus.
Es ist nicht hinnehmbar, dass eine der wichtigsten Laudenbacher Quellen – die Jakobsquelle – durch weitere Erdwärmebohrungen beeinträchtigt wird oder am Ende gar ganz versiegt. Deshalb müssen weitere Bohrungen durch Änderungen in den Bebauungsplänen ausgeschlossen werden!

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