Laudenbach. Der Versammlungsraum im Kickers-Sportheim war voll besetzt, als am kommunal-politischen Aschermittwoch der Freien Wähler Bert Schmid, Kreisrat und Fachgruppenleiter Schulverwaltung im BLLV, über die Lehrerversorgung am Untermain referierte.

Mit der Frage: „Wohin 'verschwinden' unsere jungen Lehrerinnen und Lehrer?“ war er gleich beim Kern des Problems. In Unterfranken werden gute junge Lehrer ausgebildet, die aber zum Großteil nach Oberbayern versetzt würden. Diejenigen, die nicht so weit von zuhause weg wollten, würden lieber nach Hessen oder Baden-Württemberg gehen. Weil dort das Schuljahr früher beginnt (auch die Bezahlung sei etwas besser), sei die Entscheidung bereits gefallen, bevor man in Bayern reagieren könne.
In 5 Jahren werde man in der Region große Probleme haben, Schulleiter im Alter von 40 bis 45 Jahren zu bekommen, weil die guten Leute woanders sind. Man sollte versuchen, sie abzufragen, wo sie hingehen.

Jedenfalls entspreche die gängige Praxis nicht dem eigentlichen Auftrag der Regierung, gleichwertige Lebensverhältnisse in ganz Bayern herzustellen.

Ursprünglich waren die Schulen mit einem festen Stamm an Lehrern besetzt. Heute werde die Versorgung nach bestimmten Faktoren berechnet. Das Kultusministerium behaupte, der Landkreis Miltenberg sei über das notwendige Maß versorgt. Statistisch gesehen sei die Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer vorhanden. Zu Beginn des Schuljahres werde in jeder Klasse ein Lehrer stehen, so Schmid. Das Ministerium frage aber nicht nach Qualität und auch nicht danach, ob die Lehrer die entsprechende Ausbildung hätten. Den Ausgleich für die versetzten jungen Grundschullehrer bildeten per Einjahresvertrag angestellte Lehrer, die aber nicht die entsprechende pädagogische Fachausbildung für die Grundschulen hätten. Schmid: „Zur Zeit haben wir 22 Realschul- und Gymnasiallehrer im Grundschuldienst und ich bin froh darüber.“

Außerdem gibt es auch noch eine „mobile Reserve“ von nominell 8 Lehrkräften, die aber in der Regel wegen Krankheit, Schwangerschaft, etc. nicht einsatzbereit sind – ein bayernweites Problem. Nach einer Mitteilung aus dem Ministerium sollen Überzeitenkonten angelegt werden, die im Laufe des Schuljahres wieder abgefeiert werden.

Unter der großen Lehrerfluktuation leiden besonders die Schulkinder der unteren Jahrgänge, weil die Bezugspersonen fehlen, so der Referent. Dies widerspreche der Lehrerdienstverordnung sowie dem Auftrag zur Schulentwicklung.
„Es ist wichtig, Kindern Wurzeln zu vermitteln. Das können aber nur Lehrer, die hier ihre Wurzeln haben! Junge Lehrer, die sich vor Ort im gesellschaftlichen Leben und in den Vereinen einsetzen wollen, werden gnadenlos versetzt!“

MdL Dr. Hans Jürgen Fahn berichtete von der Petition an den bayerischen Landtag, die das Ziel hat, dass die in der Region ausgebildeten Lehrer auch am Untermain bleiben dürfen. Sie wurde von circa 3.000 Bürgern unterschrieben und auch die Gemeinden Großwallstadt, Leidersbach, Mönchberg und Goldbach unterstützten sie mit einstimmigen Beschlüssen. Dies sei eine ganz andere Qualität und es bestehe die Hoffnung, dass diese auch eine Mehrheit im Landtag finde. Fahn hoffte, dass auch die Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensbedingungen schaffen“, die am 17. März den Landkreis besucht, sich dieses Themas konstruktiv annehmen werde.


Fragen in der anschließenden Diskussion:

Bürgermeister Bernd Klein: Wie ist ein Angestelltenvertrag für Lehrer ausgestaltet?
Antwort: Die (per Zeitvertrag) angestellten Lehrer müssen einen akademischen Abschluss haben, zum Beispiel als Architekten, Ingenieure oder Förster und erhalten anschließend eine pädagogische Zusatzausbildung.

Robert May: Betrifft das Thema Lehrerversorgung nur den Untermain oder auch andere Regionen?
Antwort: Wir am Untermain haben vor allem Probleme, weil wir Grenzland zu Hessen und Baden-Württemberg sind.

Bernd Klein: Wie ist der künftige Trend im Schulverband Kleinheubach in Bezug auf den Schulstandort Laudenbach?
Antwort: Die Entscheidung liegt beim Schulverband Kleinheubach, wie er die Schüler auf die Schulhäuser Kleinheubach, Laudenbach und Rüdenau verteilt. Allerdings ist es aus Sicherheitsgründen nicht zulässig, an einem Standort nur 1 Schulklasse zu haben, denn wenn der Lehrkraft eventuell etwas zustößt, sind die Kinder führungslos. Im Schulverbund Großheubach-Kleinheubach-Amorbach werden M-Klassen (Abschluss Mittlere Reife) künftig wohl nicht mehr an allen Standorten zu halten sein. Unterbesetzte Klassen müssen zusammengelegt werden, weil zu wenig Lehrer da sind.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde Altbürgermeister Alfred Zenger nach 27 erfolgreichen Jahren als 1. Vorsitzender und zuletzt als Stellvertreter offiziell aus dem Vorstand der Freien Wähler Laudenbach verabschiedet. Das Abschiedsgeschenk für den pensionierten Lehrer war ein Buch mit witzigen Schülerantworten. Der Titel: Nenne 3 Nadelbäume. Tanne, Fichte, Oberkiefer.

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